Jahresprogramm 2025
Alfried Krupp-Förderpreis 2025

Alfried Krupp-Förderpreis 2025

Der Alfried Krupp-Förderpreis

Der Alfried Krupp-Förderpreis wird seit 1986 jährlich für junge Wissenschaftler*innen ausgeschrieben, die in den Bereichen Natur- und Ingenieurwissenschaften eine Erstprofessur an einer deutschen Hoch­schule innehaben. Er gehört zu den am höchsten dotierten Preisen in der Wissenschaft und wurde bisher an 44 herausragende junge Forscher*innen vergeben.

Die mit 1,1 Mio. € dotierte Auszeichnung soll die Preisträger*innen während eines Zeitraums von fünf Jahren in die Lage versetzen, sich unabhän­gig von öffentlichen Geldern ein verbessertes Arbeitsumfeld zu schaffen und ihre Arbeit in Forschung und Lehre voranzutreiben.

Die Alfried Krupp-Förderpreisträgerin 2025: Prof. Dr. Georgia Chalvatzaki

Prof. Dr. Georgia Chalvatzaki (37) wurde 2023 auf eine Professur am Fachbereich Informatik der Technischen Universität Darmstadt be­rufen. Sie forscht im Bereich Interaktive Roboterwahrnehmung und Lernen und leitet das interdisziplinäre PEARL-Lab (Interactive Robot Perception and Learning Lab). Sie hat Elektro- und Computertechnik an der Nationalen Technischen Universität Athen, Griechenland studiert. 2019 wurde sie dort in den Ingenieurwissenschaften mit einer Ar­beit über men­schenzentrierte Ansätze in der Assistenzrobotik pro­moviert.

Georgia Chalvatzaki forscht an Robotern, die aus der Interaktion mit ihrer Umwelt und dem Menschen in Echtzeit lernen können. Dieser Ansatz ist richtungsweisend für eine Robotik, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, und ebnet den Weg für eine neue Generation von Robotern: Ziel ihrer Arbeit ist eine menschenzentrierte Robotik, die u. a. in Pflege, Logistik und nachhaltiger Landwirtschaft Anwendung findet.

Die Arbeit von Georgia Chalvatzaki wurde bereits vielfach ausgezeichnet, u. a. mit einem ERC Starting Grant und dem Emmy Noether-Programm der DFG. Ebenfalls 2024 wurde sie als Ellis Scholar in das European Lab for Learning and Intelligent Systems Programms aufgenommen, das die führenden europäischen Wis­senschaftler*innen im Bereich Machine Learning vereint. 

Über die Forschung von Prof. Dr. Georgia Chalvatzaki

Ein zentraler Fokus ihrer Arbeit liegt auf mobilen humanoiden Ma­nipulatoren – Robotern mit mobiler Basis und anthropomorphen Armen, die sich in menschlichen Umgebungen bewegen, ihre Um­gebung wahrnehmen und geschickte Greif- und Bewegungsaktio­nen aus­führen können. Diese Systeme basieren auf ei­nem Zusam­men­spiel aus Wahrnehmung, Planung und Handlung. Um dies zu er­mögli­chen, verbindet Chalvatzaki klassische modellba­sierte Robo­tik mit modernen Lern­verfahren wie Reinforcement Learning, Imita­ti­ons­lernen oder graphbasierten neuronalen Netz­werken. Durch struktu­rierte Reprä­sentationen der Umwelt erlangen die Roboter ein tief­gehendes Ver­ständnis ihrer Umgebung und sind dadurch in der Lage, ihr Verhal­ten adaptiv und kontextsensitiv an­zupassen. Ein Meilenstein in ihrer Forschung ist die Einführung von SE(3)-Diffu­sionsmodellen – geometriebasierten Lernmethoden, die die Struk­tur des dreidimen­sionalen Raums (Position und Orientierung) in das Training genera­tiver Modelle integrieren. Diese Modelle ermögli­chen es Robotern, präzise und flüssige Greif- und Bewegungsse­quenzen zu erzeugen – selbst in unübersichtlichen oder überfüllten Szenen.

Ein zentrales Ziel von Georgia Chalvatzakis Forschung ist eine men­schenzentrierte Robotik, die Roboter nicht als Ersatz, sondern als vertrauensvollen Partner des Menschen denkt – besonders in sen­siblen Bereichen wie Pflege, Mobilität oder Bildung. Ihre lernenden Systeme sollen nicht nur technische Präzision liefern, sondern durch Transparenz und Adaptivität eine sichere, intuitive Interaktion er­möglichen. Der gesellschaftliche Mehrwert ihrer Forschung wird in konkreten Anwendungsfeldern sichtbar. Im Gesundheitswesen etwa ermögli­chen ihre mobilen Assistenzsysteme eine sichere Mensch-Roboter-Co-Navigation: Ein Roboter kann sich dynamisch an die Gehge­schwindigkeit und Bewegungsmuster eines Menschen anpassen – ein wichtiger Schritt für den Einsatz in der Pflege älterer Menschen. In der industriellen Logistik tragen Chalvatzakis adap­tive Systeme zur Automatisierung von Abläufen in Supermärkten, Lieferketten oder Flughäfen bei. Und in der nachhaltigen Landwirt­schaft entwi­ckeln sie Lösungen für robotergestützte Ernte, Um­pflanz- und War­tungsprozesse in Hydro- oder Solaranlagen.

Chalvatzakis Vision ist eine soziale und technisch robuste Robotik, die komplexe Umgebungen versteht, vorausschauend handelt und sich an individuelle Bedürfnisse anpasst. Ausgehend von der Frage­stellung, wie Roboter lernen kön­nen, Wissen aus bekannten Situ­ati­onen auf neue zu übertragen, basiert ihr Forschungsansatz auf dem Konzept des Structured Robot Learning – einer neuartigen Me­thode, bei der strukturelles Wissen über die Welt direkt in den Lern­prozess der Roboter eingebettet wird.

Prof. Dr. Dr. h. c . Ursula Gather, Kuratoriumsvorsit­zende der Krupp-Stiftung, sitzt an einem Tisch, die Arme vor sich verschränkt und lächelt in die Kamera

„Der diesjährige Alfried Krupp-Förderpreis würdigt Prof. Georgia Chalvatzaki und ihre ambitionierte Forschung in KI, maschinellem Lernen und Robotik. Mit ihrem innovativen Ansatz betrachtet sie Roboter und Menschen ebenso wie ihre Um­welt als integriertes System, mit dem Ziel, Roboter zu entwickeln, die aus Erfahrung ler­nen und ihr Verhalten kontinuierlich anpassen. Ihre wis­sen­schaftli­chen Erkenntnisse haben das Potenzial, effektiv in Berei­che wie Ge­sundheitswesen, Logistik oder nachhaltige Land­wirt­schaft hin­einzu­wirken. Die Krupp-Stiftung freut sich sehr, Georgia Chalvatzaki auf ihrem weiteren wissenschaftlichen Weg zu begleiten.“

Prof. Dr. Dr. h. c. Ursula Gather, Vorsitzende des Kuratoriums der Krupp-Stiftung

Festakt: Impressionen der Veranstaltung

Die Verleihung des Alfried Krupp-Förderpreises findet jedes Jahr im Herbst in der Villa Hügel statt. Prof. Ursula Gather, die Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung begrüßte die Festgäste und eröffnete den Abend mit einer Ansprache. Die mit 1,1 Mio. € dotierte Auszeichnung überreichte Ina Brandes MdL, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Festrede mit dem Titel „The situation calls for a courageous effort. Albert Einsteins Reflexionen über die Welt von heute und morgen“ hielt Prof. Dr. Mirjam Wenzel, Direktorin des Jüdischen Museums Frankfurt.

Laudatio

Den Rahmen des Abends bildete die Laudatio auf Georgia Chalvatzaki, die in Filmform gezeigt wurde und die Perspektiven ihrer Weggefährten aufzeigte:
Prof. Dr. Jeannette Bohg (Assistant Professor for Computer Science und Director of the Interactive Perception and Robot Learning Lab, Stanford University),
Prof. Dr. Tanja Brühl (Präsidentin TU Darmstadt), Prof. Dr. Wolfram Burgard (Founding Chair des Departments Computer Science & Artificial Intelligence, TU Nürnberg), Franziska Herbert (Doktorandin PEARL-Lab (Interactive Robot Perception and Learning Lab), TU Darmstadt), Dr. Dorothea Koert (Ehem. BMBF Nachwuchsgruppenleiterin, TU Darmstadt) und Prof. Dr. Jan Peters (Professor für Intelligente Autonome Systeme am Fachbereich Informatik, TU Darmstadt) gaben einen Einblick in die Zusammenarbeit mit Georgia Chalvatzaki, erläuterten den Forschungsbereich und skizzierten die Persönlichkeit der Ausnahmewissenschaftlerin.

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