
Rückblick auf den Vortrag „2x Fotografie: Zwischen Bewahren und Ausstellen“
Am 13. Mai lud die Krupp-Stiftung zu einem Vortragsabend in die Villa Hügel ein. Unter dem Titel „2x Fotografie: Zwischen Bewahren und Ausstellen“ beleuchteten Peter Konarzewski, Fotorestaurator am Museum Folkwang, und Dr. Sophie-Charlotte Opitz, Kuratorin am Bucerius Kunst Forum, zentrale Fragen zum Umgang mit historischer und zeitgenössischer Fotografie. Die Begrüßung übernahm Prof. Dr. Ralf Stremmel, Leiter des Historischen Archivs Krupp.
Im Fokus des Vortragsabends standen grundlegende Fragen: Wie lässt sich Fotografie für kommende Generationen erhalten? Welche Rolle spielt die Digitalisierung? Und wie beeinflussen kuratorische Konzepte unsere Wahrnehmung von Bildern? Zwei Fachrichtungen, die oft getrennt betrachtet werden – Konservierung und Ausstellung – traten hier in einen spannenden Dialog.
Zwischen Bild und Material: Das Bewahren
Peter Konarzewski gab Einblicke in die ethischen und praktischen Dimensionen der fotografischen Restaurierung. Dabei wurde deutlich: Fotografie ist nicht nur Bild, sondern auch materielles Objekt. Der Träger – Papier, Film oder andere Materialien – ist integraler Bestandteil eines Fotos. Die Erhaltung fotografischer Bestände erfordert daher ein tiefes Verständnis für die verwendeten Materialien, Alterungsprozesse sowie geeignete konservatorische Maßnahmen.
Konarzewski stellte zentrale Aspekte der fotografischen Erhaltung vor: von Ursachen des Materialzerfalls über Lagerung und Restaurierung bis hin zu den Potenzialen der Digitalisierung. Fotografien sind äußerst empfindlich gegenüber äußeren Einflüssen wie Licht, Feuchtigkeit, Temperatur, Luftschadstoffen und mechanischen Belastungen. Daher erfolgen Eingriffe stets nach dem Grundsatz: „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“.
Zwischen Kontext und Inszenierung: Das Ausstellen
Dr. Sophie-Charlotte Opitz beleuchtete die kuratorische Seite der Fotografie. Sie betonte, dass Kuratieren nicht nur Ausstellen bedeutet, sondern auch Inszenieren. Anhand der 2024 im Bucerius Kunstforum gezeigten Ausstellung zum Werk Henri Cartier-Bressons zeigte sie, wie Raumgestaltung und der bewusste Verzicht auf erklärendes Zusatzmaterial die Bildwirkung intensivieren können. Dabei stehe oft das Spannungsverhältnis zwischen Kontextualisierung und der Autonomie des Bildes im Fokus.
Gleichzeitig betonte Opitz die gesellschaftspolitische Dimension der Fotografie: Als kulturelles Artefakt sei sie nicht nur Dokumentation, sondern auch Instrument der Macht, Erinnerung und Identitätsbildung – von der Ausweisfotografie als Kontrollmittel bis hin zu Bildern, die gesellschaftliche Narrative hinterfragen oder erweitern.
Digitale Fotografie
Ebenfalls wurden Überlegungen zur digitalen Fotografie diskutiert: Was gilt als Original – die Datei oder das physische Objekt? Dr. Opitz plädierte für offene kuratorische Strategien: Die Darstellung einer Fotografie auf einem Flatscreen etwa ermögliche nicht nur eine umweltschonendere Präsentation ohne Transporte, sondern sei auch aus konservatorischer Sicht ideal. Peter Konarzewski unterstrich die Notwendigkeit einer zweigleisigen Strategie für die Bewahrung der Fotografien: Analoge Erhaltung müsse mit digitaler Zugänglichkeit kombiniert werden. Eine rein digitale Sicherung greife zu kurz, wenn das materielle Erbe bewahrt werden solle.
Engagement der Krupp-Stiftung
Mit dieser Veranstaltung knüpfte die Stiftung an ihr langjähriges Engagement für die Fotografie an: Von der Bewahrung von 2,5 Millionen Fotografien im Historischen Archiv Krupp über die Förderung von Ausstellungen und Publikationen bis hin zur Unterstützung junger Talente – wie etwa Dr. Sophie-Charlotte Opitz, ehemalige Stipendiatin des Programms „Museumskurator*innen für Fotografie“.