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Informatikerin Georgia Chalvatzaki erhält den mit 1,1 Mio. € dotierten Alfried Krupp-Förderpreis 2025

Die 37-jährige Wissenschaftlerin forscht im Bereich „Interaktive Roboterwahrnehmung und Lernen“ an der TU Darmstadt

Essen, 4. Juli 2025 – Die Informatikerin Prof. Dr. Georgia Chalvatzaki wird Trägerin des Alfried Krupp-Förderpreises 2025 – eine der be­deu­tends­ten wissenschaftlichen Auszeichnungen in Deutschland. Die 37-Jährige ist seit 2023 Professorin für Interaktive Roboter­wahrnehmung und Lernen am Fachbereich Informatik der Technischen Universität Darmstadt. Dem Auswahl­gremium der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung hatten insgesamt 42 Kandidaten­­vorschläge aus ganz Deutschland vorgelegen. Der Alfried Krupp-Förder­preis ist mit 1,1 Mio. € dotiert und enthält seit diesem Jahr erstmals eine Pauschale in Höhe von 150.000 € für in­direkte Kosten (Overhead) der Universität. Bei der Verausgabung dieser Mittel für ihre Forschung in den kommenden fünf Jahren ge­nießt die Preis­trägerin größt­mög­liche Freiheit.

 

„Der diesjährige Alfried Krupp-Förderpreis würdigt Prof. Georgia Chalvatzaki und ihre ambitionierte Forschung in KI, maschinellem Lernen und Robotik“, so Prof. Ursula Gather, die Kuratoriumsvorsit­zende der Krupp-Stiftung. „Mit ihrem innovativen Ansatz betrachtet sie Roboter und Menschen ebenso wie ihre Um­welt als integriertes System, mit dem Ziel, Roboter zu entwickeln, die aus Erfahrung ler­nen und ihr Verhalten kontinuierlich anpassen. Ihre wis­sen­schaftli­chen Erkenntnisse haben das Potenzial, effektiv in Berei­che wie Ge­sundheitswesen, Logistik oder nachhaltige Land­wirt­schaft hin­einzu­wirken. Die Krupp-Stiftung freut sich sehr, Georgia Chalvatzaki auf ihrem weiteren wissenschaftlichen Weg zu begleiten.“

 

„Es macht mich stolz, dass eine Wissenschaftlerin der TU Darmstadt mit dem Alfried Krupp-Förderpreis einen der renommiertesten För­derpreise für junge Natur- und Ingenieurwissenschaftler*innen mit einer Erstprofessur erhält. Diese Auszeichnung unterstreicht einmal mehr Frau Chalvatzakis wissenschaftliche Exzellenz im Bereich der Robotik, Künstlichen Intelligenz und Mensch-Roboter-Kooperation. Damit trägt sie ganz entscheidend zum Erfolg von hessian.AI, unserem Forschungsfeld Information and Intelligence (I+I) und zur Zukunftsfähigkeit unserer Universität bei“, sagt Prof. Tanja Brühl, Präsidentin der TU Darmstadt.

 

Prof. Dr. Georgia Chalvatzaki forscht an Robotern, die aus der Inter­aktion mit ihrer Umwelt und dem Menschen in Echt­zeit lernen kön­nen. Dieser Ansatz ist richtungsweisend für eine Robotik, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, und ebnet den Weg für eine neue Generation von Robotern: Georgia Chalvatzakis Forschung im Bereich Interakti­ve Roboterwahr­nehmung und Lernen zielt darauf ab, roboti­sche Systeme zu realisieren, die komplexe Auf­gaben in dy­nami­schen, un­strukturier­ten Umgebungen bewältigen können.

 

Ein zentraler Fokus ihrer Arbeit liegt auf mobilen humanoiden Ma­nipulatoren – Robotern mit mobiler Basis und anthropomorphen Armen, die sich in menschlichen Umgebungen bewegen, ihre Um­gebung wahrnehmen und geschickte Greif- und Bewegungsaktio­nen aus­führen können. Diese Systeme basieren auf ei­nem Zusam­men­spiel aus Wahrnehmung, Planung und Handlung. Um dies zu er­mögli­chen, verbindet Chalvatzaki klassische modellba­sierte Robo­tik mit modernen Lern­verfahren wie Reinforcement Learning, Imita­ti­ons­lernen oder graphbasierten neuronalen Netz­werken. Durch struktu­rierte Reprä­sentationen der Umwelt erlangen die Roboter ein tief­gehendes Ver­ständnis ihrer Umgebung und sind dadurch in der Lage, ihr Verhal­ten adaptiv und kontextsensitiv an­zupassen. Ein Meilenstein in ihrer Forschung ist die Einführung von SE(3)-Diffu­sionsmodellen – geometriebasierten Lernmethoden, die die Struk­tur des dreidimen­sionalen Raums (Position und Orientierung) in das Training genera­tiver Modelle integrieren. Diese Modelle ermögli­chen es Robotern, präzise und flüssige Greif- und Bewegungsse­quenzen zu erzeugen – selbst in unübersichtlichen oder überfüllten Szenen.

 

Ein zentrales Ziel von Georgia Chalvatzakis Forschung ist eine men­schenzentrierte Robotik, die Roboter nicht als Ersatz, sondern als vertrauensvollen Partner des Menschen denkt – besonders in sen­siblen Bereichen wie Pflege, Mobilität oder Bildung. Ihre lernenden Systeme sollen nicht nur technische Präzision liefern, sondern durch Transparenz und Adaptivität eine sichere, intuitive Interaktion er­möglichen. Der gesellschaftliche Mehrwert ihrer Forschung wird in konkreten Anwendungsfeldern sichtbar. Im Gesundheitswesen etwa ermögli­chen ihre mobilen Assistenzsysteme eine sichere Mensch-Roboter-Co-Navigation: Ein Roboter kann sich dynamisch an die Gehge­schwindigkeit und Bewegungsmuster eines Menschen anpassen – ein wichtiger Schritt für den Einsatz in der Pflege älterer Menschen. In der industriellen Logistik tragen Chalvatzakis adap­tive Systeme zur Automatisierung von Abläufen in Supermärkten, Lieferketten oder Flughäfen bei. Und in der nachhaltigen Landwirt­schaft entwi­ckeln sie Lösungen für robotergestützte Ernte, Um­pflanz- und War­tungsprozesse in Hydro- oder Solaranlagen.

 

Chalvatzakis Vision ist eine soziale und technisch robuste Robotik, die komplexe Umgebungen versteht, vorausschauend handelt und sich an individuelle Bedürfnisse anpasst. Ausgehend von der Frage­stellung, wie Roboter lernen kön­nen, Wissen aus bekannten Situ­ati­onen auf neue zu übertragen, basiert ihr Forschungsansatz auf dem Konzept des Structured Robot Learning – einer neuartigen Me­thode, bei der strukturelles Wissen über die Welt direkt in den Lern­prozess der Roboter eingebettet wird.

 

 

Prof. Dr. Georgia Chalvatzaki

 

Prof. Dr. Georgia Chalvatzaki (37) wurde 2023 auf eine Professur am Fachbereich Informatik der Technischen Universität Darmstadt be­rufen. Dort leitet sie das interdisziplinäre PEARL-Lab (Interactive Robot Perception and Learning Lab), in dem sie mit einem Team aus 13 Doktorand*innen und Postdocs an zukunftsweisenden Roboter­systemen forscht. Sie hat Elektro- und Computertechnik an der Nationalen Technischen Universität Athen, Griechenland studiert. 2019 wurde sie dort in den Ingenieurwissenschaften mit einer Ar­beit über men­schenzentrierte Ansätze in der Assistenzrobotik pro­moviert.

 

Die Arbeit von Georgia Chalvatzaki wurde bereits mit zahlreichen Förderungen und Auszeichnun­gen gewürdigt, unter anderem 2024 mit einem ERC Starting Grant. Ebenfalls 2024 wurde sie als Ellis Scholar in das European Lab for Learning and Intelligent Systems Programms aufgenommen, das die führenden europäischen Wis­senschaftler*innen im Bereich Machine Learning vereint. Wei­tere Auszeichnungen umfassen etwa das Daimler und Benz Stiftung Sti­pendium (2022) und das Emmy Noether Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (2021). 2021 wurde Georgia Chalvatzaki von der Deutschen Gesellschaft für Informatik zum „KI-Newcomer des Jahres“ und zum „RSS-Pionier des Jahres (Robotics: Science and Systems)“ gewählt. Sie ist Mitglied von hessian.AI, dem hessischen Zentrum für Künstliche Intelligenz und wird regelmäßig als Keynote Sprecherin eingeladen, z. B. im Rahmen der International Conference on Intelligent Robots and Systems (IROS) 2022 in Kyoto, Japan oder der Conference on Robot Learning (CoRL)in München, Deutschland.

 

Neben ihren wissenschaftlichen Leistungen und der Publikationstä­tigkeit engagiert Georgia Chalvatzaki sich in internationalen Gre­mien für Open Science und Diversität und fördert den wissen­schaftlichen Nachwuchs.

 

 

Alfried Krupp-Förderpreis

 

Der Alfried Krupp-Förderpreis wird seit 1986 jährlich für junge Wissenschaftler*innen ausgeschrieben, die in den Bereichen Natur- und Ingenieurwissenschaften eine Erstprofessur an einer deutschen Hoch­schule innehaben. Er wurde bisher an 44 For­scher*innen ver­geben. Die mit 1,1 Mio. € dotierte Aus­zeich­nung verschafft den Preisträger­*innen Freiheit in Forschung und Lehre: Während eines Zeit­raums von fünf Jahren können sie sich flexibel und unabhän­gig ein optimales Arbeitsumfeld schaffen und ihre wissen­schaftliche Arbeit vorantreiben. Seit 2025 beinhaltet das Preisgeld erstmals eine Pauschale in Höhe von 150.000 € für indi­rekte Kosten (Overhead) der Universität der Preisträger*in. Mit der Erhöhung setzt die Stiftung eine Empfehlung des Wissenschafts­rats zur Entlastung der Universitäten um.

 

 

Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung

 

Die gemeinnützige Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung fördert seit 1968 Menschen und Projekte in Kunst und Kultur, Bildung, Wissenschaft, Gesundheit und Sport und hat sich dafür bisher mit 700 Mio. € engagiert. Als größte Aktionärin der heutigen thyssenkrupp AG verwendet die Stiftung die ihr zufließenden Er­träge ausschließlich für gemeinnützige Zwecke. Mit ihrer Arbeit setzt sie Akzente in der Wissenschafts- und Hochschulentwicklung, sie möchte Chancen­gleich­heit ermöglichen und die Ausbil­dung jun­ger Generationen verbessern.

 

Weitere Informationen: www.krupp-stiftung.de/wissenschaft/

 

 

Pressekontakt Krupp-Stiftung

Barbara Wolf
Leiterin Kommunikation, strategische Entwicklung, Transformation
Mobil: +49 (0)162 49 51 225
E-Mail: wolf@krupp-stiftung.de

 

Pressekontakt Technische Universität Darmstadt

Jörg Feuck
Leiter Abteilung Kommunikation
Telefon: +49 (0) 6151 16 20018
E-Mail: joerg.feuck@tu-darmstadt.de