Krupp-Stiftung vergibt drei Förderpreise an junge Künstler*innen in Höhe von je bis zu 30.000 Euro
Im Rahmen ihres Programms „Kataloge für junge Künstler“ vergibt die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung drei Förderpreise in Höhe von je bis zu 30.000 €. Die Auszeichnungen erhalten in diesem Jahr Dozie Kanu, SoiL Thornton und Leyla Yenirce. Die drei Künstler*innen stellen im Neuen Essener Kunstverein, Kunstverein Bielefeld und Kunsthaus Hamburg aus.Die Jurymitglieder Valerie Knoll, Direktorin der Kunsthalle Bern, Dr. Matthias Mühling, Direktor der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München und Janneke de Vries, Direktorin des Weserburg Museum für moderne Kunst, Bremen entschieden einstimmig.
In dieser durch die Corona-Pandemie geprägten Zeit, in der umfangreiche Beschränkungen die Kunst und Kultur betroffen haben, ist es der Krupp-Stiftung besonders wichtig, an dem etablierten Programm festzuhalten und junge Künstlerinnen und Künstler in ihrem Wirken zu unterstützen. So hat die Stiftung auch das Preisgeld von 25.000 € auf 30.000 € erhöht.
Die Künstler*innen
Die skulpturalen Arbeiten und Installationen des in Portugal lebenden US-Amerikaners Dozie Kanu (*1993 in Houston, Texas, USA) beschäftigen sich tiefergehend mit material culture und ihrem Bezug zum Schwarzen Amerika. Grundlegend für seine bildhauerische Praxis ist die Beobachtung, dass Schwarze mit Tanz, Musik oder Sport vor allem Ausdrucksformen mobilisieren, die ein Minimum an materieller Aufwendung bedürfen. Historisch ist dies offensichtlich darauf zurückzuführen, dass nahezu alle Formen der Materialbindung auf der Middle Passage (dem transatlantischen Sklavenhandel) verlorengegangen sind. In seinen Arbeiten sucht Kanu nach Möglichkeiten, der erfolgten Dematerialisierung etwas entgegenzusetzen. In seiner ersten institutionellen Einzelausstellung im Neuen Essener Kunstverein stellt Kanu vom 2. September bis 13. November diese Vorstellung eines Kunstwerks ohne Gebrauchswert in den Vordergrund.
SoiL Thornton (*1990 in Macon, Georgien / es handelt sich um eine einzelne künstlerische Position, deren Nennung non-binär und im Plural erfolgt) leben und arbeiten in New York City) und studierten an der Cooper Union in New York City. Die Einzelstellung im Kunstverein Bielefeld von 5. März bis 8. Mai 2022 thematisiert die Komplexität von Zuschreibungen und Identitäten. Thornton perspektivieren den Diskurs über den Begriff Identität neu, in dem sie die Verzahnung von Identität mit den Prozessen der Kapitalisierung in einen Zusammenhang bringen, die Fetischisierung von biografischen Daten beleuchten und die Kultivierung individueller Berühmtheit infrage stellen. Thorntons Werke sind im Kern dem Feld der Malerei zuzuordnen, überschreiten deren mediale Grenzen jedoch gezielt, indem sie mit den Eigenschaften des Objekts und der Installation korrelieren.
Leyla Yenirce (*1992 in Kurdistan) ist eine bereits viel ausgezeichnete Hamburger Künstlerin, die im Kunsthaus Hamburg vom 7. Oktober bis 27. November 2022 ihre erste Einzelausstellung realisieren wird. Yenirces Schaffen umkreist Extreme, die unsere Gesellschaft zwar prägen, aber nur schwer zu überwinden sind: Rassismus, Diskriminierung der Frau, Terrorismus, Genozid oder Extremismus. Immer wieder geht es um die Möglichkeit, sich zu widersetzen – und die Opfer, die der Widerstand mit sich bringen kann. Yenirce nähert sich solchen Themen aus unterschiedlicher Perspektive und in vielfältiger Tonart: als Autorin des Missy Magazine, als Musikerin (etwa des Kollektivs One Mother) oder als bildende Künstlerin. Dabei bringt sie oft zusammen, was herkömmlich nicht zusammen gedacht wird: Krieg und Feminismus oder Genozid und Popkultur.